Hermlin, Stephan
(1915-1997), war Mitglied der Akademie der Künste.
Siehe auch SINN UND FORM:
- 2/1949 | Gedichte
- 3/1951 | Gedichte
- 4/1951 | Olga Benario
- 2/1952 | Die Jugend
- 2/1953 | Stimmen der Mitglieder der Sektion Dichtkunst und Sprachpflege. Zum Tode J. W. Stalins
- 6/1955 | Rede über Mickiewicz
- 1/1956 | Über Heine
- 4/1958 | Die Straße
- 5-6/1960 | Auskunft. Zum sechzigsten Geburtstag von Anna Seghers
- 1-2/1965 | Willi Bredel
- 1-2/1965 | In einer dunklen Welt
- 5/1965 | Aus der Budapester Pen-Diskussion über Tradition und Moderne
- 5/1965 | Kassberg
- 3/1968 | Lektüre (I)
- 3/1968 | Corneliusbrücke
- 4/1968 | Lektüre (II)
- 6/1968 | Lektüre (III)
- 1/1969 | Lektüre (IV)
- 2/1969 | Lektüre (V)
- 3/1969 | Lektüre (VI)
- 4/1969 | Lektüre (VII)
- 5/1969 | Lektüre (VIIII)
- 6/1969 | Lektüre (IX)
- 1/1970 | Lektüre (X)
- 3/1970 | Scardanelli
- 3/1971 | Ankündigung
- 6/1971 | Wie ich zur Literatur kam
- 4/1975 | Ein Plädoyer?
- 4/1975 | Die einen und die anderen
- 6/1977 | Briefe zu Annemarie Auer
- 6/1978 | Abendlicht
- 1/1982 | Für Lew Ginsburg
- 1/1982 | Ein Wort von Paul Valéry
- 6/1982 | Hölderlin 1944
- 4/1983 | Ein Mord in Salzburg. Nach den Aufzeichnungen des Journalisten S.
- 6/1983 | Zu einer Erich-Arendt-Ausstellung
- 5/1984 | Für Anna Seghers
- 2/1985 | Ein berühmter Schriftsteller
- 3/1985 | Doktor Dubois
- 6/1985 | Brief an Max Walter Schulz
- 5/1986 | Meine Zeit
- 2/1987 | Das Hier ist es
- 2/1987 | Begrüssung
- 1/1988 | Meinungen zu einem Streit - Von älteren Tönen
- 2/1990 | Gespräch mit Ulrich Dietzel 1983
- 2/1995 | Gespräch mit Stephan Suschke
Im Sommer dieses Jahres erhielt ich einen dreizehnseitigen Brief. Der Schreiber ist mir seit langem bekannt. Er bedenkt mich in jedem Jahr mit ein oder zwei langen Briefen, die ich nicht beantworte. Ich bin im allgemeinen ein zuverlässiger Korrespondent. Hier mache ich eine Ausnahme. Meine Aversion gegen den Briefschreiber ist wohlbegründet, sie beruht u.a. auf meinem Widerwillen gegen Demagogie und Erpressung. (...)
LeseprobeHermlin, Stephan
Meinungen zu einem Streit - Von älteren Tönen
Im Sommer dieses Jahres erhielt ich einen dreizehnseitigen Brief. Der Schreiber ist mir seit langem bekannt. Er bedenkt mich in jedem Jahr mit ein oder zwei langen Briefen, die ich nicht beantworte. Ich bin im allgemeinen ein zuverlässiger Korrespondent. Hier mache ich eine Ausnahme. Meine Aversion gegen den Briefschreiber ist wohlbegründet, sie beruht u.a. auf meinem Widerwillen gegen Demagogie und Erpressung.
Den erwähnten letzten Brief leitet ein Satz ein, demzufolge ich vor kurzem behauptet hätte, in der DDR existierten keine ungedruckten Manuskripte. Es gäbe aber zumindest eines, nämlich einen ungedruckten Aufsatz von ihm, dem Briefschreiber; wenn ich diesem Aufsatz nicht zum Druck verhelfen würde, sehe er sich gezwungen, mich angesichts meiner angeblichen Behauptung öffentlich zu desavouieren. Nun wäre das für mich nicht weiter schlimm, umso weniger, als niemand mir eine solche alberne Behauptung nachweisen könnte. Nein, ich hatte in Wirklichkeit behauptet, bei uns sei manches Tabu gefallen und habe im Laufe der letzten Jahre nicht nur eine Reihe Klassiker der Moderne eine Heimstatt gefunden, sondern seien auch umstrittene Werke aus unserem Lande gedruckt worden. Mit gutem Grunde sprach ich von Fortschritten, und daran halte ich fest. Weitaus schlimmer als die angedrohte Desavouierung wäre für mich der Gedanke, von dem Briefschreiber irrtümlich belobigt zu werden wegen der inzwischen erfolgten Veröffentlichung seines Aufsatzes. Aus diesem Grunde möchte ich ausdrücklich feststellen, daß ich den Druck des erwähnten Aufsatzes mit keinem Wort und keiner Geste begünstigt habe und er also einer Fürsprache von meiner Seite gar nichts verdankt.
Was die Zeitschrift »Sinn und Form« anbelangt - denn um diese handelt es sich - , so gehöre ich ihrer Redaktion nicht an und ihren Redaktionsbeirat verließ ich vor genau fünfundzwanzig Jahren, aus Solidarität mit dem damals abgesetzten Chefredakteur Peter Huchel. Seither gebe ich der Redaktion manchmal Ratschläge, wenn ich etwas Schönes gefunden habe. Zu mehr bin ich nicht befugt. Zum Druck jenes Aufsatzes von Wolfang Harich in Nummer 5 von »Sinn und Form" hätte ich die Redaktion nicht ermutigt. (...)