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Der unbestechliche Blick des Felix Hartlaub. Kriegstagebuch und Attentatsroman

Nachdem Felix Hartlaub im April 1945 in Berlin-Nikolassee in die S-Bahn stieg, verliert sich jede Spur. Zuvor hatte sich der zum Endkampf eingezogene Historiker und Schriftsteller noch von seinen kommunistischen jüdischen Freunden am Schlachtensee verabschiedet. Als offizieller Mitarbeiter des Kriegstagebuchs der Wehrmacht und heimlicher Verfasser brisanter Aufzeichnungen war er in Hitlers Führerhauptquartieren in Ostpreußen und in der Ukraine tätig gewesen, hatte einen Roman über das Attentat vom 20. Juli begonnen, das er als Ohrenzeuge miterlebte, und „ätzende Miniaturen der NS-Geselligkeit“ (Helmut Lethen) geschrieben. Hartlaubs heikle Doppelrolle als Autor der Wehrmachtschronik und ihres Gegenentwurfs besprechen Helmut Lethen und Matthias Weichelt auch am Beispiel des Manuskripts. „Einen so unbestechlichen Blick wie den seinen hat es in der Literatur nach 1945 nicht mehr gegeben“ (Hans Magnus Enzensberger).

In der aktuellen Ausgabe 4/2022 von SINN UND FORM findet sich ein kurzer Text von Ilse Aichinger – »Notizen zum Werke Felix Hartlaubs«. Matthias Weichelt veröffentlichte 2020 die Biographie »Der verschwundene Zeuge. Das kurze Leben des Felix Hartlaub« (Suhrkamp). Zu Hartlaubs Aufzeichnungen aus dem »Führerhauptquartier«, die Ende September 2022 in der Bibliothek Suhrkamp erscheinen, schrieb er das Nachwort.

Donnerstag | 11. August 2022 | 19.30 h
Literarisches Colloquium Berlin