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Heftarchiv – Themen und Debatten

Ukraine, Bücher, Landschaften

JURKO PROCHASKO Mein Fenster zur Welt. Dankrede für den Friedrich-Gundolf-Preis
Als der ukrainische Schriftsteller und Übersetzer Jurko Prochasko den Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland erhielt, erzählte er in seiner in Heft 4/2008 abgedruckten Dankrede, wie sein Bild der Welt und damit das Europa seiner Kindheit aus der Lektüre von Büchern entstand. Bücher, die seine Großeltern aus Deutschland und Österreich nach Galizien mitgebracht hatten: »Sie haben diese Bücher in dieser Wohnung heimisch gemacht. Sie haben sich hier schön und modern und nach neuesten Standards einrichten wollen. Sie hofften, hier eine sinnvolle Existenz aufzubauen. Die zivilisatorischen Vorbilder aus Karlsruhe und Wien hierher mitzunehmen und hier umzusetzen. Sie ließen sich ein Haus bauen, nach dem neuesten Stand der Technik, sie haben dort diese Bibliothek eingerichtet. Sie haben sich verrechnet. Sie haben sich alle verrechnet, die das Jahr 1939 und die darauffolgenden Jahre, die auch in Wien nicht unbedingt besser waren, miterleben sollten. Aber 1940 wurde hier meine Mutter geboren. Sie haben sich also doch nicht verrechnet.«
4/2008 | zum Text

MARC Sagnol Galizische Erkundungen. Sambor, Stryj, Bolechów
Die alte Kulturlandschaft Galizien im Westen der Ukraine besuchte auch der französische Autor Marc Sagnol, der hier nach Zeugnissen des Zusammenlebens unterschiedlicher Völker und der geschichtlichen Verwerfungen suchte. In seinen »Galizischen Erkundungen« in Heft 1/2020 berichtete er von seinen Besuchen in Stryj, in Bolechów und in Sambor: »Steigt man die Treppen oder eine der abschüssigen Gassen am Hang hinauf, gelangt man auf den Marktplatz, in dessen Mitte sich das Rathaus mit seinem Belfried erhebt, auf dem eine ukrainische Fahne weht. Auf allen Seiten grenzen Kirchen und Klöster an den Platz. Die alte Zisterzienserkirche, die die Anhöhe beherrscht, ist heute ein Konzertsaal für Orgelmusik. Der Marktplatz wird von zwei asymmetrischen Promenaden flankiert, die man zu österreichischer, aber auch noch zu polnischer Zeit die Linie A-B – welche die vornehmere war – und die Linie C-D nannte. Man sieht sie auf alten Postkarten und sie lassen sich bis heute gut erkennen, vor allem die Linie A-B mit ihren Bänken, die wie für Liebespaare beim ersten Stelldichein gemacht zu sein scheinen.«
1/2020 | zum Text

FRITZ MIERAU Koktebel - Blaues Siegel oder Erfindung einer Landschaft
Auf der Halbinsel Krim machte sich Fritz Mierau noch zu Zeiten der Sowjetunion auf die Suche nach der von dem russischen Maler und Dichter Maximilian Woloschin entdeckten Gegend der Sonne und des Lichts und erinnerte sich daran unter dem Titel »Koktebel – Blaues Siegel oder Erfindung einer Landschaft« in Heft 5/2009: »Vor vierzig Jahren überwältigte mich der Anblick einer Küstenlandschaft am Schwarzen Meer. Auf meiner russischen Reise vom Sommer 1965 hatte ich den Osten der Krim erreicht: Homers Kimmererland, Kolonie von Milet, später von Genua, vor der Eroberung durch Rußland Chanat der Tataren, Hitlers geträumten ›Gotenga‹, heute Ferienparadies und gepriesene Weingegend der ukrainischen autonomen Republik Krim.«
5/2009 | zum Text